DOI 10 Synthesekautschuke Das elastische ahrhundert 43 nterScience 9.43.392-40e
DOI: 10.1002/ciuz.200600515 Synthesekautschuke Das elastische Jahrhundert HEIKE KLOPPENBURG | THOMAS GROß | MARTIN MEZGER | CLAUS WRANA Abb. 1 Zahnriemen aus Kautschuk 392 | © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Chem. Unserer Zeit, 2009, 43, 392 – 406 15213781, 2009, 6, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ciuz.200600515 by Guangdong University Of Technology, Wiley Online Library on [14/03/2023]. See the Terms and Conditions (https://onlinelibrary.wiley.com/terms-and-conditions) on Wiley Online Library for rules of use; OA articles are governed by the applicable Creative Commons License
KAUTSCHUK AUS DER INDUSTRIE Am 12.September 1909 wurde das erste Dabei mussen ihre Elastizitit und ihre Belastbarkeit ube brauchbare Verfahren zur Herstellung syn- dic gesamte Lebe mglichst auf konstant hohem Ni thetischer Kautschuke patentiert.Uber die Jahrzehnte haben sich kunstliche Elas- tomere zu ausgesprochenen Hochleis- O-Ringe tungswerkstoffen gemausert.Heute ist unkt pemirn Aufgabe fur ausgesprocher ne Spezialisten die den Werkstoff bis auf die Molekul- ebene beherrschen mussen. Stillstande aus Wartungsgrinden umso starker ins Gewicht. je produktiver eine Maschine ist Naturkautschuk reicht oft nicht it em rKautschuvon der zenplitze cinnchmen.Bei kaum einem modernen Werk. er Werkstoff versprodet unter dem Einfluss von Sonnen cht und Hitze. sind oft in einem unscheinbaren Schw gehalten und ver icht und wrme quervemetzt und durch spalten richten i en konnen Die genen (Abbildung 2). wie etwa Olen. JMMI-KNOW-HOW IN DER PRAXIS:SCHLAUCHE FOR ENTSTICKUNGSKATALYSATOREN in den aboo on D sich uf die Dichi uf d h a die mit best ten hon sich o e die nis hedertet dass die ve rden durch aben den Sprung neateaoceethomortioiof ungen. Chem.Unserer Zeit,, www.chiuz.d 0Wiley-VCH Verlag GmbHCo.KGaA.Weinheim393
Chem. Unserer Zeit, 2009, 43, 392 – 406 www.chiuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim | 393 KAUTSCHUK | AUS DER INDUSTRIE Am 12. September 1909 wurde das erste brauchbare Verfahren zur Herstellung synthetischer Kautschuke patentiert. Über die Jahrzehnte haben sich künstliche Elastomere zu ausgesprochenen Hochleistungswerkstoffen gemausert. Heute ist die Entwicklung neuer Gummitypen eine Aufgabe für ausgesprochene Spezialisten, die den Werkstoff bis auf die Molekülebene beherrschen müssen. Gäbe es eine Hitparade verkannter Hochleistungswerkstoffe – Synthesekautschuke würden darin einen der Spitzenplätze einnehmen. Bei kaum einem modernen Werkstoff laufen öffentliche Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit derart auseinander. Kein Wunder: Bauteile aus Gummi sind oft in einem unscheinbaren Schwarz gehalten und verrichten ihre Arbeit – abgesehen vielleicht von Vorzeige-Anwendungen wie Reifen und Sportschuhen – als Dichtungen, Schläuche und Dämpfungselemente eher im Verborgenen (Abbildung 2). GUMMI-KNOW-HOW IN DER PRAXIS: SCHLÄUCHE FÜR ENTSTICKUNGSKATALYSATOREN | Stickoxide in den Abgasen von Dieselmotoren lassen sich neutralisieren, indem man sie mit Ammoniak selektiv zu Stickstoff und Wasser abreagieren lässt. Sogenannte SCR-Katalysatoren nutzen hierzu wässrige Harnstofflösungen (AdBlue®) als NH3- Quelle. Um diese vom Tank zum Katalysator zu transportieren, ist die Technik auf Schläuche aus chemikalienbeständigen Spezialkautschuken angewiesen. Denn Harnstoff ist als sekundäres Amin eine in wässriger Lösung schwach alkalisch wirkende Verbindung, die mit bestimmten Substraten wie etwa Polychloropren (CR), chloriertem Polyethylen (CM) oder chlorsulfoniertem Polyethylen (CSM) unerwünschte chemische Reaktionen eingehen kann. Ammoniak selbst, das Harnstoff-Lösungen schon bei moderat erhöhten Temperaturen um 90 °C einen stechenden Geruch verleiht, ist ein noch aggressiveres Agens. Eine weitere Einschränkung ergibt sich aus der Empfindlichkeit schwefelvernetzter Gummis gegenüber basischen Stickstoff-Verbindungen. Amine können eine ruhende Vulkanisation aktivieren, also die Sulfidbrücken, die die Kautschukmoleküle untereinander verbinden, aufbrechen: Dabei werden längere Brücken zu Gunsten mehrerer kürzerer abgebaut, was im Ergebnis bedeutet, dass die Vernetzungsdichte im Elastomer zunimmt. Durch diese Nachvernetzung wird der Gummi mit der Zeit härter, im Extremfall spröde. Auch die elastischen Eigenschaften derart beeinträchtigter Teile lassen nach, was sich negativ auf die Dichtungseigenschaften auswirken kann; daher muss auf die verbreitete Schwefelvernetzung verzichtet werden. Weitere Einschränkungen ergeben sich aus der Empfindlichkeit des Katalysators, der den Harnstoff letztlich in den eigentlich wirksamen Ammoniak zersetzt bzw. die Stickoxide im Abgasstrom zu Stickstoff und Wasser komproportioniert. Der Gehalt an Verarbeitungshilfsmitteln, die aus dem Gummi herausgelöst und in Kontakt mit dem Katalysator kommen könnten, ist bei der Herstellung von Harnstoff-führenden Schläuchen also auf das unbedingt nötige Maß zu vermindern. Insbesondere Weichmacher sind hier kritisch zu betrachten. Die eingesetzten Basiselastomere sollten die nötigen Verarbeitungs- und Endeigenschaften – also gute Mischbarkeit, damit niedrige Viskosität und die gewünschte Endhärte – auch ohne Zusatz dieser Additive mitbringen. Und zwar über ein sehr weites Temperaturspektrum, denn die weichmacherfreien Schläuche dürfen selbstverständlich auch bei tiefen Temperaturen nicht verspröden. Eine Lösung stellen peroxidvernetzte Vulkanisate aus EPDM-Kautschuk dar. Die mechanischen Eigenschaften peroxidisch vernetzter Vulkanisate aus diesem Elastomer werden durch Kontakt mit Harnstoff-Lösungen kaum beeinträchtigt. Erste Schläuche aus diesem Material haben den Sprung in den Markt bereits geschafft. Unscheinbare HighTech-Anwendung: Spezialschläuche aus EPDM für Harnstofflösungen. Dabei müssen ihre Elastizität und ihre Belastbarkeit über die gesamte Lebensdauer möglichst auf konstant hohem Niveau erhalten bleiben; auch an Abrieb-, Einreiß- und Weiterreißfestigkeit werden immer höhere Ansprüche gestellt. Selbst unscheinbare Allerwelts-Gummiartikel wie O-Ringe rücken mit steigenden Maschinenleistungen mehr und mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Denn produktivere Anlagen sind nicht selten auch heißer als weniger leistungsfähige – darum überfordern sie einfache Gummitypen unter Umständen schneller. Zugleich fallen die Kosten für Stillstände aus Wartungsgründen umso stärker ins Gewicht, je produktiver eine Maschine ist. Naturkautschuk reicht oft nicht Mit dem Ur-Kautschuk von der Plantage – dem Naturkautschuk – stößt man schon lange an technische Grenzen. Dieser Werkstoff versprödet unter dem Einfluss von Sonnenlicht und Hitze. Ursache dafür sind die ungesättigten Naturkautschuk-Moleküle, deren Doppelbindungen durch UVLicht und Wärme quervernetzt und durch Ozon gespalten werden können. Die unpolare Natur der NR-Moleküle macht Gummi aus Naturkautschuk zudem anfällig gegen Quellung in chemisch verwandten Kohlenwasserstoffen wie etwa Ölen. 15213781, 2009, 6, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ciuz.200600515 by Guangdong University Of Technology, Wiley Online Library on [14/03/2023]. 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Zwar kann cinigen Nachteilen des Naturkautschuks zu auch bei der Ober g von Kraften sind Gummiwerk nindest zeitweili durch Additive b egegnet werden toffe gefragt:Das Paradebeispiel hierfur sind Zahnricme en abfangen bevor sie en die nicht nur iarmemissione nken Gum imolekule angreifen.das Material aber schutzl angfristig auch die eiten exakter e halten al sich einige der nachteile des gun sind Der vorteil ich hie ntage jedoch schon auf Molekul u.a.in einem geringeren Kraftstoffve stog der Motore Elastomere im Auto mer aus HNBR-Kautschuk erreiche den michte. nicht lange suc Blick in von run 000Ws hzvklen unter cinc 130 ind in Anp denn och i vor Z ragt (ein mag fur das setzverhal nicht nur mit hober Hitz denn diese durch Sch nug sinc um auf digen De nka CR mit vorz grei der Elbe elder die aften des M als igens durct das uch C von A ganze Reihe von ren Werl den oft mi nen ist, hergestellt we beiten.der n Betrieb me ndert Grad heig wird.reicht auch e Ge Di BR). u40 teilen:In die Zcit vor und nach der Entdcckung de an b zderehdhnknsengenol 1903 Bestandigkei e mangelnde Haltbarke Unter der Motorhaube wird Nitrilkautschuk in ver fragt.Zunichst war es jedoch cher der hohe Preis des Na enen Dicht n wie dukts,der das Direktorium der Elberfelder Farbenf. Ringen einge cn.der bis zun 394 2009 Wile lag Co.KGaA We Cher Uns Zet,2009.43.392-406
394 | © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2009, 43, 392 – 406 Zwar kann einigen Nachteilen des Naturkautschuks zumindest zeitweilig durch Additive begegnet werden. Ein Beispiel hierfür sind Ozonschutzwachse, also Chemikalien, die aggressive Sauerstoffverbindungen abfangen, bevor sie die Gummimoleküle angreifen, das Material aber schutzlos lassen, sobald sie verbraucht sind. Mit Synthesekautschuken lassen sich einige der Nachteile des Gummirohstoffs von der Plantage jedoch schon auf Molekülebene korrigieren. Elastomere im Auto Wer Beispiele für die Performance moderner Hochleistungskautschuke finden möchte, muss nicht lange suchen: Es reicht ein kurzer Blick ins Auto. Scheibenwischer etwa müssen über 500.000 Wischzyklen unter einem erheblichen Anpressdruck standhalten und verbringen den größten Teil ihres Lebens dennoch im Wartezustand. Hier sind also dauerhafte Elastizität und ein geringer Druckverformungsrest gefragt (ein Maß für das Setzverhalten, den Gummi nach Druckbelastung erleidet); zudem eine hohe Beständigkeit gegenüber Rissen, denn diese würden sich sofort durch Schlieren bemerkbar machen. Heute kommen hier vor allem Polychloroprenkautschuke (CR) zum Einsatz: Diese einreißbeständigen Elastomere zeigen gute Dynamikeigenschaften, sind abriebfest und kälteflexibel; die Gleiteigenschaften des Materials auf Glas werden übrigens durch Chlorierung verbessert. Auch Gelenke von Antriebswellen werden oft mit fettgefüllten Gummimanschetten umgeben, die in der Regel aus Polychloropren hergestellt werden. Da diese Bauteile jedoch häufig in unmittelbarer Nähe des Abgaskatalysators arbeiten, der im Betrieb mehrere hundert Grad heiß wird, reicht auch dieses Material nicht mehr überall aus. Seit kurzem kommen hier daher auch hydrierte Nitrilkautschuke zum Einsatz (HNBR), deren Dauereinsatztemperaturen um bis zu 40 °C höher als die von Polychloropren-Kautschuk (CR) liegen. In Fensterdichtungen kommt dagegen meist EPDM-Kautschuk zum Einsatz, der sich dank seines gesättigten Molekülrückgrats durch eine Polyolefin-ähnliche Beständigkeit gegen UV-Licht und Ozon auszeichnet. Unter der Motorhaube wird Nitrilkautschuk in verschiedenen Dichtungen wie Radialwellendichtringen sowie Flachdichtungen im Gummi-Metallverbund oder auch ORingen eingesetzt, die neben verschiedenen Ölen und Kraftstoffen auch aggressive Verbrennungsabgase und Dauereinsatztemperaturen von bis zu 120 °C überstehen. Und auch bei der Übertragung von Kräften sind Gummiwerkstoffe gefragt: Das Paradebeispiel hierfür sind Zahnriemen aus gewebeverstärktem, beschichteten Hochleistungselastomeren, die nicht nur Lärmemissionen senken, sondern langfristig auch die Ventilsteuerzeiten exakter einhalten als Metallketten, die durch Verschleiß einer allmählichen Längenänderung unterworfen sind. Der Vorteil zeigt sich hier u.a. in einem geringeren Kraftstoffverbrauch und damit geringerem CO2-Ausstoß der Motoren. Aktuelle Zahnriemen aus HNBR-Kautschuk erreichen mittlerweile nahezu Motorlebensdauer (Abbildung 1). Schläuche von Servolenksystemen wiederum müssen Drücken von rund 300 bar standhalten – bei Temperaturen um 130 °C und in Kontakt mit aggressiven Öl-Additiven, die die Hydraulikflüssigkeiten unter diesen Bedingungen vor Zersetzung bewahren. Auch diesen verschärften Bedingungen werden hydrierte Nitrilkautschuke gerecht, die nicht nur mit hoher Hitzebeständigkeit und guter Haftung zum Festigkeitsträger Polyamid aufwarten, sondern auch dynamisch belastbar genug sind, um auf die ständigen Dehnungen des Servolenkschlauchs nicht mit vorzeitiger Materialermüdung zu reagieren. In Bremsschläuchen greift man dagegen oft zu EPDM, das mit der polaren Bremsflüssigkeit besser klarkommt als Nitrilkautschuk. Dieser erste Überblick zeigt, dass „Gummi“ nur ein Oberbegriff für eine ganze Reihe von elastomeren Werkstoffen ist, die sich äußerlich zwar gleichen, dabei jedoch mit stark abweichenden Materialeigenschaften aufwarten, um den steigenden Anforderungen der Technik gerecht zu werden. Die Geschichte des Synthesekautschuks Die Geschichte des Werkstoffs Gummi lässt sich in zwei Phasen teilen: In die Zeit vor und nach der Entdeckung des Synthesekautschuks durch Fritz Hofmann bei den Elberfelder Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. im Jahre 1909. Die mangelnde Haltbarkeit von NR-Gummi ist ein altes Problem: Schon Anfang des 20. Jahrhunderts war Abhilfe gefragt. Zunächst war es jedoch eher der hohe Preis des Naturprodukts, der das Direktorium der Elberfelder Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. im Jahr 1906 einen Preis von 20.000 Mark ausrufen ließ für denjenigen, der bis zum 1. November 1909 „ein Verfahren zur Herstellung von Kautschuk oder eines vollwertigen Ersatzes findet“. Das PreisAbb. 3 Fritz Hofmann, leitender Chemiker in der Farbenabteilung der Elberfelder Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. gilt heute als Erfinder des ersten technisch brauchbaren Synthesekautschuks. Abb. 2 High EndGummi ist im Alltag überall vorhanden. In Espressomaschinen zum Beispiel würde Naturkautschuk nicht nur durch die Hitze, sondern auch durch Kaffeesäuren und Fette schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. (Alle Bilder: LANXESS) 15213781, 2009, 6, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ciuz.200600515 by Guangdong University Of Technology, Wiley Online Library on [14/03/2023]. See the Terms and Conditions (https://onlinelibrary.wiley.com/terms-and-conditions) on Wiley Online Library for rules of use; OA articles are governed by the applicable Creative Commons License
KAUTSCHUK AUS DER INDUSTRI geld war durchaus betrachtlich:Schon fur 50 Mark bekam in geringen Mengen verfugbar.Augerdem musste Hofmanr sich eingestehen,dass sich sein Polyisopren mit dem na ag-und an der mangelnden Stere die Btes Problem:N. sation wurde scine ngen im Auch wusste man.dass die Ketter er gehorchen.dirfte in Hofm anns chen Mat n-Bau einen be rgeherrscht haber 2-Methylbu seit dem zw ber wie man dies sel zu tolg de rst kurz nach seinen versuchen mi der -polymerisi Mehr noch:De 123.Di hvl-I 3 Naturgummi-Bau adien)crsetzte indung schwe t wer amengen-La und wa hatten bei der Formulierung ihre ich.Das benotigte ollte ub solle ur pnm n Erfolg de wi iner form zu e in eine k tion die er det schen Landwir ren,die Ka k nicht unihnlic urchaus zutraute. r fand mar ren wurde am 12.Sep damit doch noch von der Kohle atheit gilt in de ren lieg sich in er bb.5 Methyl- warmten Blechdosen uber Wochen erste tec Vom Polyis opren zum Methylkautschuk Substanz polymeris en,die je nach Reaktionstemperatu sopren war letztli nn p-Kresol war nu Mengen eines gummiela zu experimer em.Unserer Zeit, 2009.43,392- 40 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH Co KGaA.Weinheim 395
Chem. Unserer Zeit, 2009, 43, 392 – 406 www.chiuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim | 395 KAUTSCHUK | AUS DER INDUSTRIE geld war durchaus beträchtlich: Schon für 50 Mark bekam man um 1900 einen Herrenanzug. Fritz Hofmann, leitender Chemiker in der Pharmaabteilung des Unternehmens, nahm die Herausforderung an. Dabei konnte er höchstens nebulöse Vorstellungen von der Aufgabe gehabt haben, die auf ihn wartete (Abbildung 3). Hofmanns größtes Problem: Naturkautschuk wurde seinerzeit zwar in vielen Laboratorien untersucht. Auch wusste man, dass die Kettenmoleküle dieses elastischen Materials aus zahllosen aneinandergereihten Isopren-Bausteinen bestanden. Isopren selbst, also 2-Methylbuta- 1,3-dien, kannte man sogar schon seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Aber wie man dieses Monomer in Anlehnung an das natürliche Vorbild im Labor aneinanderreihen, also „polymerisieren“ könnte, das war noch niemandem so recht klar. Mehr noch: Der geheimnisvolle „Naturgummi-Baustein“ Isopren war in Reinform nur schwer zu bekommen. Mit einer Kleinmengen-Laborsynthese wäre Hofmann zudem nicht geholfen gewesen, denn die Bayer-Direktoren hatten bei der Formulierung ihrer Herausforderung eine wichtige Nebenbedingung aufgestellt: Der Einstandspreis des Materials solle sich bei „höchstens zehn Mark für prima Ware pro Kilo“ einpendeln. Dennoch hatte Hofmann Erfolg: Ihm gelang es nicht nur, Isopren aus p-Kresol, einem Bestandteil des Kohlenteers, in reiner Form zu erhalten und durch allmähliches Erhitzen in geschlossenen Behältern in eine klebrige Masse zu überführen, die Kautschuk nicht unähnlich war. Das Patent Nr. 250 690 für dieses Verfahren wurde am 12. September 1909 erteilt – also vor hundert Jahren (Abbildung 4). Hofmanns Pionierarbeit gilt in der westlichen Welt als die Geburtsstunde des Synthesekautschuks. Vom Polyisopren zum Methylkautschuk Bis Hofmanns Idee zu einem wirklich brauchbaren – und vor allem wirtschaftlich verwertbaren – Kautschuk führte, dauerte es allerdings noch ein wenig: Die Herstellung von Isopren war letztlich nicht profitabel, denn p-Kresol war nur in geringen Mengen verfügbar. Außerdem musste Hofmann sich eingestehen, dass sich sein Polyisopren mit dem natürlichen Vorbild nicht messen konnte. Es ist zu vermuten, dass dies an einer zu breiten Molekulargewichtsverteilung lag – und an der mangelnden Stereoselektivität der sehr wahrscheinlich thermisch/radikalisch induzierten Polymerisation: Während die Doppelbindungen im natürlichen Vorbild einem strengen cis-Verknüpfungsmuster gehorchen, dürfte in Hofmanns Polyisopren eine statistische Verteilung aus cis-, trans- und vinyl-Verknüpfungen vorgeherrscht haben – mit erheblichen Konsequenzen für die makroskopischen Eigenschaften des Polymers (s.u.). Den Schlüssel zum Erfolg des Synthesekautschuks fand Hofmann daher erst kurz nach seinen Versuchen mit der patentierten Polyisoprensynthese, indem er Isopren als Monomer durch Methylisopren (2,3-Dimethyl-1,3-butadien) ersetzte. Diese Verbindung konnte zum Beispiel über die „Dimerisierung“ von Aceton hergestellt werden und war damit für die Chemiker zu dieser Zeit auch im großtechnischen Maßstab etwas leichter erhältlich. Das benötigte Aceton sollte übrigens zunächst durch die katalytische Zersetzung von Essigsäure hergestellt werden, die letztlich auf mikrobiologischem Wege aus Gärungsalkohol gewonnen werden sollte. Carl Duisberg, Leiter der wissenschaftlichen Versuche bei Bayer und Mentor Hofmanns, rechnete noch 1910 aus, dass zur Deckung des damaligen Weltbedarfs an Kautschuk etwa 1.200 Millionen Liter Spiritus erforderlich seien – eine Produktion, die er deutschen Landwirten durchaus zutraute. Später fand man jedoch einen anderen Weg, der über Acetylen (Ethin) aus Calciumcarbid und damit doch noch von der Kohle zum Aceton führte. Methylisopren ließ sich in erwärmten Blechdosen über Wochen und Monate bei Temperaturen zwischen 30 und 70 °C zu einer klebrigen Substanz polymerisieren, die je nach Reaktionstemperatur mal weicher und mal härter war, aber immer elastisch: Methylkautschuk. Damit hatten die Ingenieure zum ersten Mal in der Gummigeschichte die Möglichkeit, mit größeren Mengen eines gummielastischen Materials zu experimenAbb. 5 Methylkautschuk war der erste technisch genutzte Synthesekautschuk. Abb. 4 Mit diesem Patent auf ein Verfahren zur Herstellung synthetischen Kautschuks begann die Geschichte der modernen Gummiwerkstoffe. 15213781, 2009, 6, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ciuz.200600515 by Guangdong University Of Technology, Wiley Online Library on [14/03/2023]. See the Terms and Conditions (https://onlinelibrary.wiley.com/terms-and-conditions) on Wiley Online Library for rules of use; OA articles are governed by the applicable Creative Commons License
AUSCEWAHLTE SYNTHESEKAUTSCHUKE ACM Acrylot-Koutschuk t)-/ 1: reich von-25 at-k t 内 t)<t ster no Chukss (n <<mi schuke im Uberblick.Anteile 5 (re G LANXESS) en-Kc igter Rest) Abkurzung fur_Ethylen-Pr en-Dier r Nit koutschuk ous den Mo 6200 Age hend NR Nat -der. t ga UV-Lich da sei st Als ngs-und enbe- das vorh tdien-KoutschkMod ontrolle tibe et b 396 009 Wiley-VCH Verlag GmbHCo.KGaA.Weinheim chluz.de Chem.Unserer Zeit,09.4,39-406
396 | © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.chiuz.de Chem. Unserer Zeit, 2009, 43, 392 – 406 AUSGEWÄHLTE SYNTHESEKAUTSCHUKE | Die im Text genannten Abkürzungen für Synthesekautschuke entsprechen der weit verbreiteten Kautschuk-Nomenklatur nach ISO 1629: 1995 (E). Ausnahme: EVM/EVA (s.u.). ACM Acrylat-Kautschuk. Einsetzbar im Temperaturbereich von –25 bis 170 °C; wird auf Grund seiner guten Beständigkeit gegen Schweröle zum Beispiel in Ölschläuchen eingesetzt. AEM Ethylen-Acrylat-Kautschuk, zeichnet sich durch eine gute Witterungsbeständigkeit aus; Einsatzbereiche: Schuhe, Dichtungen, Kabelmäntel, Ölschläuche. BR Polybutadienkautschuk – einer der ältesten Synthesekautschuke überhaupt: BR wurde bereits Ende der 20er Jahre zum ersten Mal synthetisiert. Heute gilt dieser Kautschuk als einer derjenigen, die dem Naturkautschuk in Sachen Elastizität am nächsten kommen – dank moderner Katalysatoren, die das wichtige cis-Verknüpfungsmuster nahezu so streng durchhalten wie die Natur. CR Polychloroprenkautschuk – ein Synthesekautschuk aus Chloropren, 2-Chlor-1,3-Butadien. CR zeichnet sich durch gute chemische Beständigkeit sowie Robustheit gegenüber Witterungseinflüssen, Alterung und Ozon aus. Der Kautschuk ist Basis vieler Klebstoffe, kommt aber auch in Taucheranzügen, Riemen und Luftfedern zum Einsatz. CSM Chlorsulfoniertes Polyethylen; widerstandsfähig, temperaturbeständig und reißfest. CSM wird vor allem in Dichtungen, Membranen, Folien, Walzenbezügen und Kabelmänteln verwendet. ECO Ethylenoxid-Epichlorhydrin-Kautschuk findet sich hauptsächlich in der Zwischen- und Außenschicht von Kraftstoffschläuchen. EPDM Abkürzung für „Ethylen-Propylen-Dien Rubber“, ein Terpolymer aus zwei Alkenen und wenigen Prozent eines Diens, das im Elastomer die für die Vulkanisation nötigen Doppelbindungen bereitstellt. Auf Grund der nahezu gesättigten Molekülkette hohe Witterungs-, Hitze- und Ozonbeständigkeit. Das „M“ in der Kurzbezeichnung steht für „Methylen-Hauptkette“ und deutet die weitgehend gesättigte Natur des Polymers an. EVM/EVA Kurzbezeichnung für Kautschuke aus den Monomeren Ethylen und Vinylacetat (VA). Besonderheit: Lässt sich bei Temperaturen von bis zu 170 °C einsetzen und zeigt eine vergleichsweise hohe Polarität, die durch variable VA-Gehalte in weiten Bereichen eingestellt werden kann. Korrekt ist eigentlich die Bezeichnung EVM – auch hier zeigt das „M“ das Vorhandensein eines gesättigten Molekülrückgrats an; aus historischen Gründen hat sich jedoch EVA eingebürgert. Die Bezeichnung EVM wird heute in erster Linie für Kautschuke mit besonders hohen Vinylacetat-Anteilen verwendet. ESBR Emulsions-Styrolbutadien-Kautschuk – die „Urform“ des Reifenkautschuks SBR. FKM Sammelbegriff für Fluorkautschuke; diese Synthesekautschuke überstehen Dauergebrauchstemperaturen von bis zu 200 °C und sind ausgesprochen robust gegenüber Ozon und Sauerstoff, aber auch gegenüber vielen unpolaren Agenzien wie Ölen, Lösemitteln und Hydraulikflüssigkeiten. IIR Kurzbezeichnung für Butylkautschuk, also ein Copolymer aus Isobuten und wenigen Prozent Isopren. IIR ist gasundurchlässig (durch die vielen seitenständigen Methylgruppen, die den Raum zwischen den Molekülen blockieren) und sehr flexibel bei tiefen Temperaturen, da seine Kristallisation gehindert ist. Als weitgehend gesättigter Kautschuk ist IIR auch witterungs- und chemikalienbeständig. HNBR Abkürzung für hydrierten Nitrilkautschuk. Durch die Hydrierung werden dem Nitrilkautschuk die Doppelbindungen und damit die Ansatzpunkte für Alterungsreaktionen entzogen; die Ölbeständigkeit bleibt erhalten. Sehr robuster Kautschuk mit guten dynamischen Eigenschaften. NBR Abkürzung für Nitrilkautschuk aus den Monomeren Acrylnitril (Vinylcyanid) und Butadien. Auf Grund der vergleichsweise hohen Polarität des Acrylnitrils ist dieser Kautschuk beständig gegen Quellung in unpolaren Ölen. NR Naturkautschuk – der „Ur-Kautschuk“, der aus dem Saft (Latex) des Kautschukbaums Hevea brasiliensis gewonnen wird: Gummi aus diesem Material ist elastisch und kälteflexibel, aber anfällig gegen UV-Licht, Ozon, Öl und Hitze. SBR Abkürzung für Styrolkautschuk aus Styrol und Butadien, einem der ersten Synthesekautschuke, die technische Bedeutung erlangten. SBR ist auch heute noch einer der wichtigsten Synthesekautschuke und findet vor allem in der Reifenproduktion Anwendung. SSBR Lösungs-Styrolbutadien-Kautschuk. Modernere Syntheseverfahren in Lösung erlauben eine diffizilere Kontrolle über die Molekülstruktur und Molekulargewichtsverteilung als das schon länger etablierte Emulsionsverfahren. Auswahl (synthetischer) Kautschuke im Überblick. Anteile vinylisch eingebauter Diene (siehe Text) sind nicht berücksichtigt. (1) Naturkautschuk (NR), (2) Polyisopren, (3) Methylkautschuk, (4) Polybutadien (BR), (5) Polychloropren (CR), (6) Nitrilkautschuk (NBR), (7) Hydrierter Nitrilkautschuk (HNBR), (8) Styrolkautschuk (SBR), (9) Butylkautschuk (IIR), (10) Polyethylenvinylacetat (EVA/EVM), (11) Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM; R = ungesättigter Rest) (Grafik: LANXESS) 15213781, 2009, 6, Downloaded from https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ciuz.200600515 by Guangdong University Of Technology, Wiley Online Library on [14/03/2023]. See the Terms and Conditions (https://onlinelibrary.wiley.com/terms-and-conditions) on Wiley Online Library for rules of use; OA articles are governed by the applicable Creative Commons License